Es mag verwundern, dass von repräsentativer Seite der Studierenden seit dem Austreten fast aller Lehrenden des Philosophie-Instituts aus der Cusanus-Hochschule im März diesen Jahres sich bisher nicht zu Wort gemeldet wurde. Auf mehreren Ebenen (in allen Gremien der Cusanus-Hochschule, Hochschulwebsite, Zeitungen) wurde seit Ende Januar ein seit langer Zeit existierender Konflikt ausgetragen, der in einer ausführlichen „Neuaufstellung“ (so die Meldung auf der Hochschulwebsite) an der Cusanus-Hochschule gipfelte. In die Öffentlichkeit getreten war das Problem mit den Meldungen des damaligen Präsidiums, aus vorrangig finanziellen Gründen müsstengewisse Kürzungen an dem Institut für Philosophie vorgenommen werden. Es wurde mit wachsender Sorge auf ein Institut geblickt, das aus Sicht einer Verwaltung sich immer schlechter tragen zu können schien, während die Reakkreditierung der Hochschule näher rückte. Die Philosophie-Studiengänge sollten vorerst keine neuen Studierenden mehr aufnehmen. Gleichzeitig erfuhren die Studierenden von anderen Seiten, dass es einen Berufungsstopp einer vom entsprechenden Berufungsausschuss bereits bewilligten Professur gab und neben der Kündigung einer halben Professur und der Kooperation mit dem zugehörigen Institut in Nijmegen eine weitere Professur in ihrer institutionellen Legitimation in Frage gestellt wurde. Damit konnte und wollte das Institut für Philosophie schlicht nicht weiterarbeiten und kämpfte in allen legitimierenden Gremien für die Rücknahme dieser Entscheidungen des Präsidiums. Es stand sowohl die Entscheidungskompetenz innerrechtlich in Frage als auch alle angeführten Gründe. Über beides herrschten so vollständig verschiedene Sichtweisen vor, dass für Außenstehende eigentlich nur Kopfschütteln übrigblieb.
In diesem Fall waren die Studierenden außenstehend. Und kaum jemand wollte kopfschüttelnd vor diesen Ereignissen stehen. Wochenlang saßen viele engagierte Studierende im Studierendenhaus zusammen und versuchten auf die täglich weiter entzweienden Handlungen der beiden Konfliktparteien zu reagieren und zu vermitteln. Es war nicht – bis heute nicht – auszumachen, wer hier bei was Recht hatte und welche Schuld trug. Immer wieder erschien intern oder im Netz eine Positionierung Einzelner, doch als Studierendenschaft und auch als Studierendenverein konnte hier keine gemeinsame Haltung entstehen. Es stand immer fest, dass die Studierenden sich gegen die Entscheidungen aussprachen, die eine Weiterarbeit der Philosophie-Mitarbeiter unmöglich machten, doch zwingende Mittel wurden nicht in die Hand genommen, weil immer unklar blieb, wem man Unrecht tun und ob die Hochschule in ihrer Existenz gefährdet werden würde. Dass alle Anstrengungen von Studierendenseite den Weggang der Philosophie-Lehrenden und damit auch der von ihnen vertretenen Philosophie nur verzögern, aber schließlich nicht verhindern konnten, lässt viele untröstlich zurück. Unumgänglich steht die Frage nach der Stellung unseres Vereins gegenüber der Hochschule damit im Raum. Ist die Studierendengemeinschaft e.V. unabhängig von der Hochschule als Ort unseres Bildungsideals denkbar? Kann hier auch trotz aller Zerwürfnisse auf Seiten der Lehre eine Gemeinschaft den ursprünglichen Impuls der Cusanus-Hochschule maßgeblich weitertragen? Kann er der Raum sein, in dem studentische Initiative und Selbstbestimmung unserer Bildungswege gefestigt werden? Es stellt sich damit auch die Frage nach einer gemeinsamen Begriffs- und Willensbildung, für ein freiheitliches Studium, für eine partizipative Hochschule, für eine plurale Ausrichtung der Ökonomie, für eine hoffentlich weiterlebende Philosophie. Diese Fragen sollen in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juni diesen Jahres erste Antworten finden. Es soll und kann nicht ermattet in den Alltag übergegangen werden, ohne darüber zu sprechen, welche Bedeutung der Verein unabhängig von der Hochschule haben soll.
Simeon Guttenhöfer